Woher weiß ich, ob ich einen MS Schub habe?

Wie oft ich mir diese Frage schon gestellt habe, weiß ich wirklich nicht mehr.

Um ehrlich zu sein: Ich stelle sie mir ständig.

Ich stelle sie mir, wenn es hinter den Augen so komisch zieht. Wenn ich verschwommen sehe. Wenn Arm oder Bein einschlafen.

Fakt ist: Multiple Sklerose kann sich so vielfältig äußern, dass man gerade am Anfang das Gefühl hat, alles könnte ein Symptom von einem neuen MS Schub sein.

Es gibt aber einige Tricks (kann man das so nennen?), mit denen du es schaffst, etwas Klarheit im Kopf zu bekommen, wenn dich mal wieder die Unsicherheit plagt.

Versuche folgendermaßen zu analysieren:

Kenne ich das Symptom schon von einem vergangenen MS Schub?

 

Oft kommt es vor, dass Symptome von alten Schüben unter gewissen Bedingungen wieder „aufflammen“. Es muss also nicht immer ein neuer Schub sein.

Gerade wenn es besonders warm ist, wenn du viel Stress hast oder die Hormone mal wieder verrückt spielen, treten alte Schübe wieder in den Vordergrund.

 

Hat sich irgendwas an meinem Tagesablauf/Umfeld verändert?

 

Sei es nach einer zu langen Nacht, nach einem Saunabesuch oder auf Reisen: Auch diese Umstellungen und Belastungen für den Körper können dafür sorgen, dass du dich komisch fühlst.

Und dass du dann denkst, da sei was nicht in Ordnung und dass du einen MS Schub haben könntest, ist ja auch völlig verständlich.

 

Kann das Symptom mit etwas ganz anderem zusammenhängen?

 

Kennst du das: Manchmal wacht man morgens auf und stellt erschreckt fest, dass man sein Bein/seinen Fuß/seinen Arm nicht mehr spürt. Panik.

Bis man ein paar Minuten wartet, und feststellt, dass nun mal einfach ein Körperteil „eingeschlafen“ ist. Ganz normal, und das passiert bei jedem! Hat nix mit einem MS Schub zu tun!

 

Was ich dir mit diesen Tricks also sagen will?

 

Versuch, ruhig zu bleiben. Denk daran, die Symptome mit etwas Abstand zu betrachten und nicht gleich in Panik zu verfallen. Lass nicht zu, dass das böse große Loch im Boden dich gleich reinsaugt!

Ich selbst gebe mir nun immer ungefähr eine Woche Zeit, bis ich zum Arzt gehe mit meinem Symptom. Ich denke mir dann immer, dass das Kortison ja meistens eh nur die Stärke des Schubs lindern könnte – der Schub wäre ja eh schon da.

Und ob man nun einen oder zwei Tage später das Kortison nimmt, ist (mir persönlich) auch egal.

Natürlich musst du selbst wissen, wie lange du mit der Unsicherheit leben kannst. Aber die sieben Tage haben sich für mich als durchaus praktikabel herausgestellt.

Du wirst mit der Zeit auch immer besser lernen, einzuordnen, was „neu“ und was „nur mal wieder erwacht“ ist.

Dass bestimmte Schübe sich auch lange nach ihrer akuten Phase wieder bemerkbar machen ist leider ganz normal.

Wäre ja auch zu schön.

Nimm dir die Zeit, die du brauchst, und hole dir Gewissheit vom Arzt, wenn du sie brauchst. Sprich mit deinen Freunden, Partner*in oder deinen Eltern darüber.

Es muss nicht immer das schlimmste sein – und das ist ja auch irgendwie ganz gut, oder?

***

Hast du komische Symptome, die du nicht einordnen kannst? Was machst du, wenn du den Verdacht auf einen MS Schub hast? Erzähl uns in der Kommentarspalte davon!

 

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13 comments

  1. Wow das hat ja mal Null geholfen. So gar nicht. Jetzt bin ich leider nicht schlauer als vorher. Gerade für neu Diagnostizierte wäre es doch sinnvoll etwas Hilfe zu haben. In meinem Fall ist es nämlich so das ich von Normalität ausgehe und dabei den Schub übergehe der letztlich zu Schaden geführt hat.

    1. Hallo Michelle,
      ich verstehe nicht so ganz was du meinst leider. Was für konkrete Hilfe hättest du in diesem Artikel gerne gefunden?
      Natürlich kann, möchte und darf ich nicht ersetzen, was ein Arztbesuch ist! Das ist auch nicht mein Anspruch. Also im Zweifel selbstverständlich immer zum Arzt gehen, dann wird auch nichts übersehen 🙂
      Liebe Grüße

  2. Hallo,
    ich bin gerade durch Zufall auf deinen Blog gestoßen. Ich habe die Diagnose im Januar 2016 erhalten. Ich habe mir auch immer versucht einzureden, dass es von alleine weg geht. ich stecke wohl gerade wieder mitten in einem Schub und handhabe es so wie du: Ersteinmal versuchen ruhig zu bleiben.
    Das ist natürlich dennoch schwierig, wenn die Kraft in den Beinen schwindet und jegliche Art und Weise der normalen Hausarbeit und Arbeit zum Kraftakt wird. Ich rede mir dann ein: “ach komm, es wird schon kein Schub sein”. Weil die Angst einfach da ist, dass es doch wieder einer ist. So habe ich es die letzten zwei Wochen durchgezogen. Mittwoch darf ich wieder ins MRT, und dann wird geschaut, ob ich doch mal wieder Kortison haben darf. Ich kann es voll nachvollziehen. Ich schau auch erstmal immer, wie es wird. Liebe Grüße

  3. Hallo Samira! Ich bin im Moment in genau dieser Situation. Deine Ruhe kommt genau richtig.
    Ich gehe die Situation so entspannt wie in einem möglich an.

  4. ich habe nun meine “Begleiterin” im fünften Jahr – gerade kribbelt mein Gesicht – am Anfang verfiel ich in Panik – ich weiss genau, dass ich viel Stress habe und dass das bei mir auf jeden Fall böse werden könnte!!! nicht muss- daher ist es wichtig, abzuwarten- und den Stress zu reduzieren- ich lege mich jetzt hin und schlafe und anschließend tue ich GAR NICHTS- nicht putzen, nicht kochen, nichts!

    Finde den Artikel gut, man muss erstmal ein Gefühl bekommen und wenn das Bauchgefühl sagt “geh zum Arzt!!!” – lieber hingehen 😉 aber nicht den Helden spielen und Empfindungen “überspielen” 😉 nicht aus jeder Missempfindung muss ein Drama werden/ manchmal klopft die böse Begleiterin auch nur an und will Aufmerksamkeit

  5. Hallo, ich habe die Diagnose 2011 bekommen 6 Monate nach meiner Hochzeit. Hatte grad ein paar sehr stressige Jahre hinter mir und dachte, es geht wieder bergauf. Denkste!!! Zu Anfang habe ich alles gemacht, was die Ärzte mir empfohlen haben, Cortisontherapien und Interferon! Mir ging es immer schlechter, obwohl die Entzündungen ruhten und sich keine Neuen zeigten, aber ich wurde kraftlos, konnte nicht mal mehr spontan vom Stuhl aufspringen, weil meine Beine nicht so schnell reagierten. Habe vieles gelesen und dann entschlossen nichts mehr zumachen. Kein Kortison und schon gar keine Interferonspritzen mehr. Stress lasse ich nicht mehr zu:
    Was soll ich euch sagen, nach einem halben Jahr ging es mir schon viel besser und heute kann ich sogar wider ein paar Stunden arbeiten.

    1. Liebe Ulrike, wie schön dass du deinen Weg gefunden hast. Ich wünsche dir damit weiterhin alles gute. Und ja: Auch für mich ist und war Seelenfrieden die Ausschlaggebende Veränderung, seit der ich schubfrei bin.

  6. Danke.

    Ich hab seit Jahren Ruhe und jetzt gerade wieder plötzlich Symptome, die mich beunruhigen…Sind aber alles Symptome, die ich in viel schlimmerer Form bei den alten Schüben hatte (heute leicht verschwommenes Sehen – damals Sehnerventzündung; heute ganzes Gesicht leicht pelzig – damals alles ohne Gefühl) – Aber bin auch grad etwas im Stress
    .. Nun war grad auf der Suche nach Bestätigung, dass es nicht unbedingt ein Schub sein muss, ich besser erst mal ruhig bleibe und keine Panik aufsteigen lasse…da sind Deine Worte gerade genau das Richtige.

    Danke.

    1. Das freut mich zu lesen, liebe Verena. Behalte es im Blick, und wenn die Sorge zu groß wird – ab zum Arzt!
      Alles Gute dir

  7. Hallo Samira,

    Danke für diesen Artikel… Er beruhigt auch mich etwas… Ich bin nun seit etwas mehr als drei Wochen mit Zeposia in Behandlung… Am Mittwoch diese Woche hatte ich auch wieder mehr Stress und wie du schreibst komme alte Symptome hoch… Zusätzlich habe ich aktuell wieder stärkere Schulter / Nacken / Rückenprobleme… Da ist es oft schwierig abzugrenzen was von der MS kommt und was vom Rücken…
    Ist es eigentlich wirklich so, dass alte Symptome wieder kommen können? Und muss man dann gleich Kortison wieder nehmen? Ich blicke da um ehrlich zu sein noch nicht wirklich durch… Kann man auch das Medikament merken… Sicher oder?
    Meine Neurologin meinte zu mir, wenn etwas länger als 24h anhält soll ich zu ihr kommen… Ich glaube das ist eine gute Regel oder?
    Nur weiß ich jetzt nicht ob Kribbeln usw auch dazu gehört 😀
    Danke für deine Hilfen!

    1. Hallo, genau, die 24h sind eine gute Faustregel. Alte Symptome können durchaus durch Stress oder Hitze wieder aufflammen. Meistens braucht es dann kein Kortison, aber entscheiden musst du das gemeinsam mit deinem Arzt.

      1. Hallo Samira,
        was machst du dann falls du durch Stress alte Symptome wieder bemerkst? Wie kommst du damit zurecht?

        Danke!

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