Häufig wird Multiple Sklerose bei uns jungen Frauen genau dann diagnostiziert, wenn das Thema der Familienplanung aufkommt – und damit auch die Frage, ob MS vererbbar ist.
Und wie so viele Fragen im Bezug auf Multiple Sklerose, ist auch diese nicht mit einem einfachen Satz zu beantworten (man gewöhnt sich langsam dran, oder? 😉 )
Ich werde in diesem Artikel einige wissenschaftliche Erkenntnisse und Studienergebnisse aufgreifen, habe allerdings nicht den Anspruch, einen wissenschaftlichen Artikel dazu zu schreiben, das würde den Rahmen und mein Wissen sprengen.
Aber fangen wir erstmal an.
Einige Untersuchungen im Hinblick auf die Vererbbarkeit von MS haben gezeigt, dass die Krankheit an sich nicht vererbbar ist.
Es gibt kein Gen, das MS vererbbar macht.
Das zeigen zum Beispiel Studien, bei denen eineiige und somit genetisch identische Zwillinge untersucht wurden. Es haben dort nicht zwangsläufig beide Kinder MS bekommen, was ein guter Beleg dafür ist, dass nicht allein erbliche Faktoren eine Rolle spielen – dazu später mehr.
Was die Eltern aber an ihr Kind weitergeben, ist ein gewisses, leicht erhöhtes Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken.
Um es in Zahlen zu sagen: Kinder von Paaren, bei denen ein*e Partner*in MS hat, weisen ein 3% erhöhtes Risiko auf, an MS zu erkranken (manche Quellen sprechen auch von einem 5 mal so hohen Risiko).
Während bei einem Kind von Eltern ohne Vorerkrankung das Risiko an MS zu erkranken bei 0,05-1% liegt, haben Kinder aus MS Familien ein Risiko von 2-4%.
Das mag erstmal schockierend sein, doch finde ich persönlich diesen Wert bei näherer Betrachtung immer noch recht niedrig.
Risiken gibt es immer und in allen Dingen und Belangen des Lebens!
Diese leicht erhöhten Vorraussetzungen müssen kein Grund sein, auf die Familienplanung mit MS zu verzichten.
Auch wenn eine leichte Veranlagung zur MS vererbbar ist, spielen nämlich vor allem die äußeren Einflüsse, die Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle.
- Wo wächst man auf? Wie ist das Wetter dort?
- Was für Erkrankungen gab es in der Jungend?
- Wie ernährt man sich?
- Wie gesund ist der Lebensstil?
All diese essentiellen Fragen sollten nicht außer Acht gelassen werden, wenn man sich Gedanken darüber macht, ob MS vererbbar ist.
Es ist kein Geheimnis, dass ein gesunder Lebensstil wichtig ist, um gar nicht erst (woran auch immer) zu erkranken. Und er ist umso wichtiger, wenn man bereits die Diagnose MS hat.
Diesen gesunden Lebensstil gilt es also auch an den Nachwuchs weiterzugeben, um das Risiko einer weiteren Erkrankung in der Familie zu minimieren.
Besprich deinen Familienwunsch mit deinen Ärzten
Sprich mit deinem Neurologen und auch mit deinem Frauenarzt darüber, dass du dir Sorgen machst, ob MS vererbbar ist.
Wenn dein Frauenarzt noch nichts von deiner Erkrankung weiß, ist es übrigens spätestens jetzt höchste Einsenbahn, dass du von deiner Erkrankung erzählst.
(Wie befreiend das sein kann kannst du übrigens in diesem Artikel nachlesen!)
Stelle deine Fragen, aber lass dich auch nicht zu sehr verunsichern.
Und hör auf, dir Mutmaßungen aus dem Internet reinzuziehen, bitte!
Wenn es eine definitive Antwort auf die Frage gäbe, ob MS nun vererbbar ist oder nicht, dann würde auch dein Arzt sie dir geben können.
Kein Grund, sich den größten dicksten Teufel von panischen Forenteilnehmern an die Wand malen zu lassen.
Nicht jetzt.
Dir steht eine spannende und tolle Zeit vor mit deinem Partner oder deiner Partnerin!
Die MS ist sicherlich ein Thema bei der Familienplanung, aber lass sie nicht größer werden, als sie ist.
Du und dein*e Partner*in seid die einzigen zwei Personen, die entscheiden müssen, ob ihr aufgrund des Risikos auf Kinder verzichtet oder nicht. Und da solltest du dir nicht reinreden lassen.
Auch wenn die MS nun mal ein Thema ist, das olle Biest:
Du hast genau wie jeder andere Mensch auf der Welt das Recht darauf, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, wenn du das möchtest.
Ich wünsche dir viel Kraft und Spaß bei der Planung deiner Familie.
Lass dich nicht zu sehr von der Frage verunsichern, ob MS vererbbar ist. Lebe dein Leben, und tu das so gut es geht.
Lebe gesund, iss gut, höre auf deinen Körper – er weiß am besten, was er will. Und was er will, das kann er auch.
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Steckst auch du mitten in der Familienplanung mit MS? Was hat dir dein Arzt geraten, hast du vielleicht schon Kinder und möchtest deine Geschichte mit uns teilen? Ich brenne darauf von dir zu lesen!
Lebe dein Leben! MS ist ein Sch… Hobby! Ich selbst habe eine super Partnerin und zwei Töchter (19 & 21 Jahre alt). Alle drei sind fit, was will ich mehr?
Super Einstellung Philipp! Und freut mich dass alle gesund sind, drücke die Daumen dass alles ganz genauso bleibt!
Ich habe die Diagnose nach der Geburt unserer Tochter bekommen. Hatte 3 Monate nach der Entbindung den 1. Schub und an ihrem ersten Geburtstag den 2., mit dem auch die Diagnose kam…
Wir haben uns dann entschieden, es bei einem Kind zu belassen, nicht wg der Angst, es zu vererben, sondern weil ich mich nicht “stark” genug für ein 2. fühle. Fatigue is ein ständiger Begleiter und es ist schon schwierig, einem Kind gerecht zu werden. Deshalb genießen wir das Leben mit unserer Maus umso mehr ?
Auch wenn man manchmal doch grübelt, ob es dir richtig Entscheidung ist ?
Liebe Saskia,
ich freue mich so für euch dass ihr eure Tochter habt!
Und ich kann mir gut vorstellen, dass es echt hart sein muss wenn die Fatigue einen überkommt und man doch 100% für seine Familie da sein will. Da ist man bestimmt ab und zu sehr hin- und hergerissen, oder?
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles gute und frohe Ostern!
Samira
Hallo Samira,
Ich habe meine Diagnose vor ca. 4 Monaten bekommen das ich an MS ERKRANKT bin. Es war für mich ein sehr grosser Schock gewesen, da ich anfangs nicht mal wusste was eine MS-Erkrankung ist. Ich habe dann noch erfahren das ich schwanger war, alles zum sehr ungünstigen Zeit Punkt. Ich hatte noch viele Untersuchungen vor mir somit entschied ich mich für einen Abbruch. Für uns war es nicht einfach diese Entscheidung zu treffen. Das mit der MS ist durch ein doofen Zufall raus gekommen – ich wollte meine Migräne endlich mal behandeln lassen und dann kam das. Ich habe drei Kinder im Alter von 4 – 9 Jahren. Eigentlich war noch ein Kind geplant, aber ich habe sehr große Angst, dass die MS vererbt wird. Mache mir auch sorgen ob meine jetzigen Kinder es vererbt bekommen haben. Ich habe wirklich Angst dass ich meine Kinder nicht mal richtig aufwachsen sehe.
Wie geht es dir Samira ? Wie hattest du dich gefühlt wo du deine Diagnose bekommen hast? Ich hoffe dir geht es heute auch gut.
Liebe Steffi,
danke für deinen Mut, deine Geschichte hier mit uns zu teilen. Dass das alles andere als leicht gewesen sein muss, kann ich mir vorstellen.
Wenn sich die Entscheidung richtig für euch angefühlt hat, dann war es auch die richtige. So hart das sein mag, manchmal muss man einfach tun, was man selbst für das Beste hält.
Nun – deine Kinder sind ja da. Ich würde einfach etwas mehr darauf achten, ob sie Anzeichen einer MS aufweisen mit den Jahren. Aber nicht angstvoll sein. Denn wenn sie MS bekommen (was ich natürlich nicht hoffe und was dadurch, dass MS nicht direkt vererbbar ist, auch auf keinen Fall eintreten muss), dann passiert das. Und wenn nicht, dann nicht. Lebe nicht dein ganzes Leben in einer diffusen Angst vor einer Situation, die noch nicht da ist.
Mir geht es prima, danke dir 🙂 Sitze mit einem Ananassaft auf einer balinesischen Insel und arbeite an meinem Blog.
Ich schicke dir eine Umarmung
Samira
Hi Samira,
(((ich kann gerade nicht genug von deinem Blog bekommen)))
an dieser Stelle habe ich eine etwas leichtere Position als Mann. Ich denke jedoch, wenn ich eine Frau wäre, würde mich das nicht abhalten. Ich bin seit über einem Jahr Vater und dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Dafür nehme ich so einiges in Kauf.
Und zum Thema Wahrscheinlichkeiten:
1. Frauen sind eher betroffen als Männer (bin männlich)
2. Mittel- und Nordeuropäer sind auch eher betroffen (halber Latino)
3. Meist ein schubförmiger Verlauf (chronisch progredient)
*Ich sollte Lotto spielen.
Von daher, lasst euch davon nicht einschüchtern. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass das Kind das auch bekommen !könnte!.
Die Krankheit mit den 1000 Gesichtern hat meist auch 1000 Faktoren, welche in einem bestimmten Moment zusammenspielen müssen, damit sie ausbricht. Da ist es wahrscheinlicher andere ärgerliche medizinische Herausforderungen zu bekommen.