Während unsere Symptome manchmal ähnlich, doch meist von Patient zu Patient komplett unterschiedlich sind, haben wir MSler doch diese Gemeinsamkeit: Es fällt uns oft schwer, Hilfe bei MS anzunehmen.
Ich selbst reagierte meistens erstmal eher verärgert und fühlte mich rasch bevormundet, wenn mir früher jemand Hilfe bei MS anbot. Ja, ich weiß, das war (und ist) Käse.
Nein, ich habe es auch in fünf Jahren noch nicht vollständig geschafft, diese Haltung abzulegen. Schuldig im Sinne der Anklage.
Dennoch habe ich es im Lauf der Zeit immerhin geschafft, mich vom Modus „gereizter Pitbull“ hin zu „kurz verwundert, dann freundlich“ herunterzustufen.
Soll heißen: Ich habe (fast, wirklich!!) gelernt, wie ich Hilfe bei MS besser annehmen kann.
Da diese Gelassenheit und Selbstsicherheit, die es dafür braucht, mal wieder nur a) Übungssache ist und b) sehr erleichternd auf dein Gemüt wirken kann, lade ich dich heute ein, mit mir zu trainieren und uns das Phänomen mal anzuschauen.
Du hast nichts zu verlieren, kannst aber eine ganze Portion Lebensqualität dazu gewinnen. Warum also nicht mal ausprobieren?
Mal das Gras auf der anderen Seite des Zauns austesten? Das ist nämlich tatsächlich grün und flauschig und ganz herrlich! Wirklich! (Ja ja, ich höre ja schon auf mit den Metaphern 😉 ).
Also, Butter bei die Fische: Wie kann es auch dir gelingen, Hilfe bei MS besser anzunehmen?
Dazu müssen wir uns zuerst anschauen, warum wir reagieren wie von der Hornisse gestochen, kaum dass jemand und fragt, ob wir Hilfe benötigen.
Und das tun wir meistens gar nicht aus einer bösen Absicht, sondern ganz unbewusst und unüberlegt. Zum Beispiel trifft es uns manchmal schon hart, wenn uns jemand einen Platz in der vollen Bahn anbietet (Wir denken: „Sehe ich aus, als könnte ich nicht mehr stehen oder was?!“) oder wenn uns ein Kollege früher nach Hause schicken will weil die Fatigue uns sichtlich in die Knie zwingt („Natürlich schaffe ich das noch! Nur weil ich MS habe musst du nicht so tun, als wär ich komplett unfähig!“).
Kommt dir eine dieser Situation bekannt vor? Wenn nicht, dann darfst du dir jetzt einen Tee machen und dich genüsslich von der Lektüre berieseln lassen, während ich mit meinen Mitwütlingen das Thema durchnehme. Ein Hoch auf dich!
Hilfe bei MS anzunehmen, gaukelt uns manchmal vor, wir würden aufgeben.
Gerade, wenn neue Einschränkungen uns das Leben schwer machen und unseren Kopf, unsere Gedanken völlig durcheinander wirbeln, möchten wir nicht unbedingt von der Außenwelt darauf hingewiesen werden, dass da irgendwas nicht stimmt.
Es verunsichert und verletzt uns dann manchmal richtig, wenn uns jemand Hilfe bei MS anbietet.
Es malt uns in unserer überreagierenden Emotionalität ein dickes, fettes „KRANK“ mit Edding auf die Stirn. Und das will ja keiner haben. Also fahren wir schneller den Schutzwall hoch, als wir überhaupt denken können. Zack.
Mir ist es nicht selten passiert, dass ich damit Menschen richtig verprellt habe, die wirklich nur nett waren. Ich habe glücklicherweise alles wieder grade biegen können, aber du musst ja nicht in all die selben Fallen wie ich tappen…
Die Erklärung, warum wir so reagieren, ist einfach gesagt (und schwer zu verstehen): „Es gibt mir ein kleines Gefühl der Minderwertigkeit, wenn du mir Hilfe anbietest. Es wirkt so, als könnte ich das nicht mehr schaffen.“
Man kann richtiggehend das Gefühl bekommen, man würde nun endgültig die Fahnen streichen, wenn man jetzt „aufgibt“ und sich helfen lässt.
Doch Hilfe bei MS annehmen hat mit Aufgeben nichts zu tun!
Ehrlich nicht. Es hat viel mehr etwas mit gewinnen zu tun!
Was sich ändern muss, ist nicht mal zwangsläufig dein Zustand (auch wenn ich dir natürlich von Herzen nur das Wünsche), sondern viel mehr… Na, kannst du es erraten?
Japp, die innere Einstellung, unsere liebe alte Freundin.
Soll heißen: Die Nachricht, die du empfängst, bleibt die gleiche: „Ich möchte dir helfen“. Nun liegt es an dir, wie du diese Nachricht aufnimmst. Sie kann zwei Sachen heißen:
A) „Ich denke, du bist zu nichts mehr in der Lage, also mache ich das mal lieber für dich“
B) „Ich mag dich und sehe, dass es dir nicht gut geht. Ich möchte dir gerne etwas von deiner Last abnehmen“.
Wie gesagt: Selber Satz, zwei Arten ihn zu verstehen.
Welcher dieser Sätze macht dich glücklicher, zufriedener? Ich denke mal, es wird der zweite sein (wenn nicht, dann hat sich da aber ganz schön viel Wut angestaut, holla!)
Du siehst also, dass du nicht verändern musst, was von deinem Gegenüber kommt, sondern dass du nur die Art verändern müsstest, in der du die Nachricht aufnimmst und verarbeitest. Und wenn man sich das so einfach vor Augen führt, dann wirkt es plötzlich gar nicht mehr so kompliziert, Hilfe bei MS anzunehmen, oder?
Das braucht Übung, und auch Zeit. Bitte also ruhig kurz um Stille und Bedenkzeit, bevor du auf die angebotene Hilfe reagierst.
Nutze diese Zeit um abzuwägen: „Breche ich mir einen Zacken aus der Krone, wenn ich die Hilfe bei MS annehme?“
Oder kannst du eigentlich nur gewinnen, wenn du zumindest offen ins Gespräch gehst, als nur abzublocken? Entgeht dir vielleicht die Chance auf etwas Wunderbares? Sei es eine extra halbe Stunde auf dem Sofa, eine tatsächlich entspannende (weil sitzende) Bahnfahrt oder ähnliches?
Eigentlich gibt es doch keinen Grund, immer gleich zu knurren, wenn einem jemand eine Hand hinstreckt.
Denn meistens ist die Hand, und damit die Hilfe bei MS genauso gemeint, wie wir es eigentlich tief drinnen wissen:
Sie will uns Gutes tun.
Wir müssen nur irgendwann lernen, die Nachricht richtig zu deuten. Wollen wir es zusammen versuchen?
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Wie steht es bei dir, kannst du dir angebotene Hilfe bei MS gut annehmen? Oder reagierst du (wie ich) manchmal doch etwas über? Ist dir das dann unangenehm oder findest du es berechtigt? Dein Kommentar ist ein wichtiger Beitrag zu diesem Artikel!