Das bei mir irgendwie etwas anders läuft, was den Umgang mit Medikamenten und die Inanspruchnahme von Ärzten angeht, weiß ich schon länger.
Und ich weiß auch, dass das früher nicht so war. Damals, als die Angst wegen MS noch nicht in mein Leben getreten war.
Das waren die Zeiten, in denen ich mein Haus ohne meine kleine Klapperdose mit MS Medikamenten verlassen habe. Zeiten, in denen ich nicht überall eine extra Portion Medikamente bunkern musste, um die Einnahme meines Medikaments nicht zu vergessen.
Klar, die Basistherapie, die muss mit. Nur reihen sich bei mir noch eine ganze Stange anderer Tabletten, Kapseln und Tropfen ein, die ich irgendwie immer wieder schlucke – eine Angewohnheit, die gar nicht so leicht abzulegen ist.
Meine Angst wegen MS hat mich im Hinblick auf viele Aspekte meiner Gesundheit zur Hypochonderin gemacht.
Während mein Freund stur alles aussitzt, was ihn so befällt – sei es ein entzündetes Nagelbett, eine Angina oder ein Schnupfen, sitze ich bereits wegen einem leichten Ziehen im Rachen im Wartezimmer meines Hausarztes, da kannst du Gift drauf nehmen.
Bauchschmerzen? Ich renne in die Apotheke. Nase dicht? Ich habe mindestens fünf verschiedene Nasensprays zu Hause.
Ja, wenn die Angst wegen MS sich erstmal breit gemacht hat, kann man einen ganz schönen Knacks bekommen.
Ich selbst kenne keine Person, die so oft wie ich zum Arzt geht. Wirklich. Und damit meine ich keine Ärzte, die etwas mit MS zu tun hätten, sondern einfach nur die „normalen“ Ärzte. Und der Grund dafür sind auch keine Beschwerden, die nun besonders MS-typisch wären.
Zumindest möchte ich mir das einreden.
Das Bein ist taub? Wird schon nichts mit der MS zutun haben. Gehe ich halt zum Orthopäden.
Die Augen spielen verrückt? Ich bin mir sicher, der Augenarzt findet eine Erklärung, die nichts mit MS am Hut hat.
Ja, wo ich gerade so schreibe, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Vielleicht hat meine Sucht nach Arztterminen auch damit zu tun, dass ich immer wieder auf der Suche nach einer Antwort bin.
Einer Antwort auf die Frage:
„Was zum Teufel ist hier mit meinem Körper los?!“
Stellst du dir diese Frage auch immer wieder? Ich schon, öfters. Und dann ist da ja auch immer diese Unsicherheit: Ist es nun MS, oder ist es ein eingeklemmter Nerv / eine Augeninfektion / ein verstauchter Fuß?
Und dieser Schwindel – wird der durch einen verrenkten Halswirbel ausgelöst? Oder doch durch die MS?
Meine Angst wegen MS kann ich mittlerweile ganz gut besiegen, indem ich recht ungeniert zu Medikamenten greife. Denn ja, sie helfen – auch wenn ich weiß, dass das nicht unbedingt gut ist.
Dabei nehme ich vor allem Medikamente, die man nicht verschreiben muss: Säurehemmer, Betaisodonna gegen Entzündungen, Kopfschmerztabletten, Halsschmerztabletten… Tabletten, Tabletten, Tabletten.
Nasentropfen, Ohrentropfen, homöopathische Tropfen gegen Schwindel.
Mein Medikamentenschrank sieht aus, als wäre ich 80 Jahre alt – und doch gibt mir das irgendwie Sicherheit.
Vielleicht, weil ich durch die Behandlung meiner kleinen Wehwehchen meine Angst wegen MS einfach mal vergessen kann.
Es beruhigt mich, Zugang zu frei verkäuflichen Medikamenten zu haben, die helfen. Die wieder heile machen, was im argen ist. Deren Wirkung ich unmittelbar spüre, weil sie manchmal sofort, spätestens aber nach ein paar Tagen eintritt.
Die Wirkung meiner MS Medikamente kann ich im Gegensatz dazu nur erraten. Meine Krankheit, die Multiple Sklerose, die ist nicht greifbar.
Aber Halsschmerzen sind es. Rückenschmerzen sind es.
Also scheine ich diese Dinge wie magisch anzuziehen.
Kaum ist ein Wehwehchen abgeklungen, kommt ein neues des Weges. Manchmal fühle ich mich, as hangele ich mich von einer kleinen Sache zur nächsten – aber als wäre ich nie richtig gesund.
Man kann jetzt sagen: „Samira, du hast MS – du bist eh nie richtig gesund!“.
Hm. Sehe ich anders, ehrlich gesagt. Denn ich kann mich glücklich genug schätzen, dass ich manchmal ein, zwei Tage nichts von meiner Krankheit spüre – das war nicht immer so, aber jetzt gerade ist eine schöne, ruhige Phase (juhu!).
Also finde ich, dass ich es durchaus „verdient“ habe, auch mal komplett in Ruhe gelassen zu werden – von jedweder Krankheit, Erkältung, Schmerzquelle. Einfach mal Ruhe bitte – geht das denn nicht?
Anscheinend nicht. Egal wie gesund ich lebe, wie viel Sport ich treibe, wie viel ich schlafe:
Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Immunsystem einem Nudelsieb gleicht.
Immer flutscht was durch, immer ist was. Richtig dicht sind die Schranken nie – immer kommt irgendwie ein Virus, eine Bakterie, irgendwas rein und greift meinen Körper an.
Und dann geht es wieder los mit der Angst wegen MS, denn wie du vielleicht weißt, können Erkältungen und andere Krankheiten den nächsten Schub auslösen. Na schönen Dank.
Also nehme ich doch lieber mal eine Paracetamol, bevor das Fieber kommt.
Also greife ich zu einem Magenschoner, sobald ich den Anflug von Sodbrennen verspüre.
Nicht gut, ich weiß. Und ich werde besser, wirklich, aber es ist nicht leicht, sich die vielen Medikamente und Arztbesuche abzugewöhnen, wenn man erstmal im Rausch der Angst wegen MS gefangen ist.
Hier einige Hausmittel, die dir helfen können, wenn du kurz davor stehst, wieder zu Medikamenten zu greifen:
Bei Erkältungen / Schnupfen: Ingwertee! Nichts hilft besser. Einfach ein großes Stück frischen Ingwer klein schneiden, mit kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen. Wahlweise kannst du noch Zitrone oder Honig dazu geben!
Bei Halsschmerzen: Gurgeln mit Salzwasser oder Kamillentee! Hilft auch gegen kleinere Entzündungen im Mundraum
Bei Blasenentzündung: Ein Dampf-Sitzbad! Hilft besser als Antibiotikum, wirklich. Hat mich schon so oft gerettet.
Bei Gelenkschmerzen: Ein Wäremkissen! Oft löst schon ein wenig richtig platzierte Wärme hartnäckige und schmerzhafte Verspannungen. Eine Wärmesalbe hilft auch – es müssen nicht immer Schmerztabletten sein
Bei Husten: Ein Tee aus frischem Thymian. Bereite am besten gleich extra viel Tee zu, und schütte eine halbe Kanne in dein Badewasser – denn Thymiantee eignet sich hervorragend für ein Erkältungsbad!
Das Internet ist voll von Hausmitteln, die schon seit hunderten von Jahren gewirkt haben.
Wir müssen uns nur angewöhnen, sie auch zu nutzen – und nicht aus Angst vor MS, einem neuen Schub oder einer Verschlechterung unserer Gesundheit gleich zu Mittelchen zu greifen.
Ich gelobe Besserung – versprochen.
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Hat die Angst vor MS dich verändert, vor allem deinen Umgang mit Ärzten und Medikamenten? Gehst du auch häufiger und früher zum Arzt, seit du MS hast? Du kannst hier auch gerne noch weitere Tipps für Hausmittel hinterlassen. Misch dich ein – hinterlass mir einen Kommentar!
Leider scheinen die Basis Therapien das Immunsystem echt so stark zu unterdrücken dass man extrem oft rumkränkelt… 🙁 hab ich jetzt schon oft gelesen. Ich bin eigtl nie krank (bis auf das MistStück das ja immer da ist, auch wenn man es nicht merkt natürlich ;)) und kann es daher nicht nachvollziehen aber wie immer hast du ein paar coole Ratschläge parat 🙂 hoffe du bist bald gefestigter was diese “Kleinigkeiten” betrifft. Liebe Grüße !
Danke dir meine Liebe – ich arbeite dran 🙂 Momentan nehme ich ergänzend noch Grüntee Kapseln, die mir sehr gut zu helfen scheinen.
Und weniger Stress, das hilft auch immer.
Hallo Alex,
zur Stärkung meines Immunsytems nehme ich täglich Bienen-Propolis-Kapseln.
Das natürliche Bienen-Propolis ist reich an Polyphenolen, Flavonoiden und Procyanidinen und kann somit das körpereigene Abwehrsystem stärken. Außerdem wird dem Bienen-Harz eine antioxidative Eigenschaft zugesprochen, die hilft, Zellen und Gewebe zu schützen.
Liebe Samira,
ja auch ich kann mit dir mitfühlen. Es ist nicht mehr so schlimm wie es einmal war, aber trotzdem sind die Phasen noch ab und zu vorhanden.
Ich finde deine Beiträge so wundervoll ??. Danke, für deine Offenheit und dass du uns an dein Leben mit MS teilhaben lässt ??.. Nun freue ich mich sehr wenn dein Buch endlich da ist und ich meine Nase drin versenken kann.
Mach weiter so liebe Samira, dein Lächeln ist ansteckend ??
Hallo Claudia! Ja diese Phasen – ich denke, ganz werden sie nie verschwinden. Ich habe außerdem tolle news: Sas Buch ist fix und fertig, ab heute kannst du “Und morgen Santiago” bestellen!! Du hast die Wahl:
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danke dir für deinen Support <3
Was ich schwierig finde, dass Immunsystem ja nicht hochfahren zu dürfen. Gesund Leben klar und viele hausmittelchen sind ja erlaubt, aber beinpropolos wäre ich schon vorsichtig, denn das Immunsystem wird ja durch die basistherapie bei mir tysabri mit Absicht runter gefahren.
Ich kann vieles von dem was du schreibst nachvollziehen. Ich nehme nur nicht viele Medikamente, da mein Körper sehr gerne die Nebenwirkungen mitnimmt ohne die Wirkung zu zeigen.
Danke für deinen Rechner hat mir vieles klarer gemacht
Hallo Samira,
Ich nehme auch tec und mir geht’s gut damit. Nebenwirkungen habe ich recht selten und wenn dann nur mal nen leichten Flush. Aber mit den ständigen “Krankheiten” muss ich dir recht geben. Seit bei mir MS diagnostiziert wurde, habe ich auch immerzu irgendetwas. Es nimmt kein Ende und ist schon echt belastend. Ich bin eher so der Typ, der alles aussitzt. Zur Zeit habe ich heftige Magenprobleme. Am Montag darf ich dann mal wieder zur Magenspiegelung. Hoffe ja dass es nicht mit den Tec zusammenhängt. Ich bin aber erstmal ewig mit den Schmerzen rumgelaufen, weil ich ja mal wieder auf der Arbeit unabkömmlich war 🙄 Ich glaube aber auch, wenn man erstmal so eine Diagnose kriegt, wird man auch überempfindlich. Ich habe auch ständig im Hinterkopf – oh Gott ist das die MS. Da müssen wir wohl mit Leben.
Viele Grüße
Anett