#EndlichWiederIch – wie ein Filmprojekt mich wieder zu mir selbst führte

Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit Leben mit MS.

 

Dieses Gefühl nach der Kortisonstoßtherapie – ich weiß nicht, ob es noch etwas gibt, was mich so fertig macht. Es zieht mich runter, es macht, dass ich mich einigeln will.

Handy aus, Mailpostfach dicht – und dann warten, warten, warten, bis es irgendwann endlich wieder geht.

Kennst du das auch?

In so einer Situation fühle ich mir selbst so fremd wie selten. Ich verliere dann, so fühl es sich an, irgendwie die Kommunikationsbasis mit mir selbst.

In diesem Artikel möchte ich dir erzählen, wie mir ein wunderbares Projekt dabei half, nach dem letzten Schub wieder auf die Beine zu kommen und zurück zu mir selbst zu finden.

Erinnerst du dich noch an dieses tolle Video, das in Zusammenarbeit mit Leben mit MS zum Welt MS Tag am 31. Mai gelauncht wurde und dabei auf so viel tolles Feedback stieß?

(Update: Das Video ist momentan nicht verfügbar, aber es wird daran gearbeitet 🙂 )

Die Nachricht, die das Video vermittelt ist klar: Es ist möglich, trotz und mit Multipler Sklerose selbstbestimmt zu leben. Grenzen werden auftreten – aber man muss sie sich nicht von vorne herein selbst setzen.

Das Problem? Ein paar Tage vor dem Dreh war ich gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen. Schub gehabt. Ich fühlte mich schwach und wackelig auf den Beinen – und so gar nicht chronisch fabelhaft.

Doch der Termin stand, das Filmteam war bereit – und ich wollte es auch sein.

Ich musste also vor allem an einem Arbeiten: Meinem Gleichgewicht.

In dem Fall sogar: Meinem mentalen sowie wortwörtlichen. Doppelt schwierig. Aber auch: Doppelt herausfordernd. Doppelt so erfüllend, wenn man es schafft.

Ich bereitete mich auf den Dreh vor, ging früh ins Bett, trieb mäßig Sport, um wieder einen klareren Kopf zu bekommen. Und dann war er da: Der erste Tag!

Welt MS Tag

Interview, Anprobe und Drehbesprechung

An einem verregnete Maimorgen traf ich zum ersten mal das Leben mit MS Team. Auf dem Tagesplan standen ein langes Interview mit dem Regisseur, sowie die Anprobe der Kleidung.

Ich war aufgeregt: Was würde er mich fragen? Würde ich einfach ich selbst sein können?

Die Aufregung war unbegründet: Das gesamte Team war sehr aufgeschlossen und unterstützend, die Fragen waren interessant und ich fühlte mich pudelwohl.

Und das Wichtigste: Ich war wieder ich.

Ich wurde endlich von dem Kortison Dunst abgelenkt, von dem schwarzen Loch, das in den letzten Wochen mein Leben überschattet hatte.

Natürlich war ich fertig, war ich müde. Aber gleichzeitig fühlte ich mich wach, ich brannte für das Projekt und spürte, dass wir hier an etwas ganz Tollem arbeiten!

Das konnte ich mir ja schlecht entgehen lassen, oder?

Also sprach ich mit dem Regisseur, ließ mich von der freundlichen Stylistin beraten, was ich anziehen sollte und hatte vor allem eines: Eine Menge Spaß. Zwischendurch strich mir der süße Schäferhund meiner Mitdarstellerin Nicole um die Beine, den ich sofort ins Herz schloss.

Der erste Tag ging zu Ende – ich war fertig, aber auch sehr zufrieden und gespannt auf den nächsten Tag, denn nun würde es endlich ans Drehen gehen!

Leben mit MS

Kamera läuft – und Action!

Am nächsten morgen hatte ich kaum mein Müsli verdrückt, da klingelte es auch schon an der Tür und ich wurde nach Berlin Mitte zu unserem ersten Drehort gefahren.

Dort angekommen war ich überwältigt von der Größe und Professionalität der Produktion: Techniklaster, Requisite, Maske, ein Cateringwagen… Meine Vorfreude darauf, vor der Kamera zu stehen, wuchs und wuchs.

Aufgeregt war ich gar nicht mehr, und der Kortisonnebel hatte sich fast vollends gelichtet. Ich war viel zu konzentriert, um mich von meinen Sorgen ablenken zu lassen, und viel zu gespannt, um müde zu sein!

Multiple Sklerose Blog

Bloggen vor der Kamera

Ich wurde also angezogen, geschminkt und dann ging es auch schon los! In der ersten Szene schreibe ich vor der Kamera an meinem Blog… und doch, ich muss zugeben, es ist schon ein anderes Gefühl wenn mir ein 20-köpfiges Filmteam dabei über die Schulter schaut, als wie sonst immer, im Schlafanzug bei mir zu Hause 😀

Nach einigen Stunden am ersten Drehort gab es ein leckeres Lunch (Drehen macht hungrig!!) und wir fuhren weiter zum Teufelsberg. Da hier Nicole und ihr Hund im Fokus standen, hatte ich frei und nutzte die Zeit direkt, um einen neuen Blogpost zu schreiben.

Das Team hatte was zu lachen, wie ich da zwischen den Kabelkisten saß und tippte – aber ich fühlte mich endlich wieder wie ich selbst.

Nicht unterkriegen lassen. Machen. Fokussiert sein – so bin ich nun mal. Und das wird mir auch die MS nicht nehmen!

Welt MS Tag

Sonnenuntergang am Wannsee

Der letzte Drehort, Endspurt: Wir fuhren an den schönen Wannsee, an dem schon meine Freunde warteten, die als Komparsen mitwirkten. Danke noch mal an dieser Stelle!

Wie toll es sich anfühlte, diese Szene mit Menschen zu drehen, die mir wirklich am Herzen liegen!

Das tollste an dieser letzten Szene war aber auf jeden Fall der plötzlich aufreißende Himmel. Den ganzen Tag war es regnerisch gewesen, aber auf einmal lichteten sich die Wolken – und die Szenerie wurde in ein warmes, rosa-goldenes Licht getaucht.

Hätte ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, ich hätte geglaubt es sei retuschiert. Aber nein, oben zeigte der Himmel was er konnte, und unten am See tat das Drehteam das gleiche.

Kurz bevor die Sonne hinter den dunklen Bäumen versank, wurde die Klappe ein letztes Mal geschlagen – und der Drehtag beendet.

Als ich später im Bett lag, den Kopf noch voll mit den Impressionen vom Dreh, war ich wieder so glücklich, so zufrieden und gespannt auf meine Zukunft wie schon lange nicht mehr.

Trommelwirbel: Veröffentlichung des Videos am Welt- MS Tag

Der Tag der Veröffentlichung, der Welt – MS Tag, war mindestens genauso aufregend für mich wie der Dreh: Wie würden meine Freunde, wie würden meine Follower auf das Video reagieren?

Die Antwort: Es war grandios. Ich bekam so viel tolles Feedback, so viel Zuspruch, so viel Verständnis dass es mich den ganzen Tag mit einer Gänsehaut herumlaufen ließ!

Und ich hatte das Gefühl, mit diesem Video einen weiteren Schritt in Richtung mehr MS Awareness getan zu haben. Je mehr Menschen ein solches Video sehen, in dem nicht nur eine, sondern viele Facetten der MS Aufgezeigt werden, desto eher werden wir von MS Betroffene einen Platz und Anerkennung in dieser Gesellschaft bekommen.

Es gibt noch viel zu tun, sei es in der Forschung als auch in der Akzeptanz. Oft wird zu wenig auf die Bedürfnisse von MS-Patienten eingegangen, und der Weg ist noch lang… Gerade deswegen war es das Größte zu sehen, wie dieses Video Wellen schlug, geteilt und kommentiert wurde.

Glaub an dich – und an das, was du schaffen kannst!

So vieles an diesem Projekt hatte damit zu tun, etwas zu machen was ich liebe – egal ob ich mich nun fit fühlte oder nicht. Ich zog daraus einfach neue Stärke. Ja, das geht.

Auch wenn auf den ersten Blick manche Aufgaben viel zu groß, zu anstrengend, zu viel wirken, hoffe ich, dass auch du dich auf sie einlassen wirst.

Denn sie haben etwas Wunderbares an sich: Sie können dich erfüllen. Können dir das geben, was manchmal nicht allein aus dir selbst kommen kann.

Glaub an dich, und mach, was dir Spaß macht. Und gut tut. Das ist die halbe Miete, um endlich wieder bei dir anzukommen. Ich hab es selbst ausprobiert – glaub mir, es wirkt.

 

Ich danke dem Leben mit MS Team für die tollen zwei Tage und das Video, das dabei entstanden ist!

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Hast du dich auch schon mal an eine große Aufgabe gewagt, von der du dachtest, dass du sie niemals schaffst? Was war das für ein Gefühlt? Teile deine Geschichte mit uns und hinterlass einen Kommentar!

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