Wie du gut auf dich aufpasst und trotzdem Spaß im Leben hast

Selfcare und das “auf sich aufpassen” stehen bei mir schon lange hoch im Kurs. Weil ich merke, wie wichtig es ist, dass ich wirklich gut auf mich acht gebe. Aber auch weil ich weiß, wie sehr es sich rächt, wenn ich es eben nicht tue.

Seitdem ich mich im Sommer 2021 gegen Corona habe i*** lassen, geht es mir leider immer wieder über lange Zeiträume hinweg schlecht. Besonders aufgrund meiner Selbstständigkeit sind diese wochenlang anhaltenden Erschöpfungssymptome natürlich sehr beängstigend und einschränkend. Warum erzähle ich das an dieser Stelle? Nicht, weil ich Mitleid will oder generell was gegen das I*** habe. Habe ich NICHT. Ich will auch nicht weiter auf die Geschichte eingehen (wenn es dich interessiert, dann höre dir doch mal diese Podcastfolge von mir an). Sondern ich erzähle es, um ein wenig Kontext zu geben. 

Viele hier haben mich als quasi von der MS komplett verschonte, junge, frische Frau kennengelernt. Jung und frisch bin ich zwar an sich immernoch ( 😉 ) , und die MS ist auch weiterhin still – aber nach diesem Eingriff hat meine Gesundheit sich so verschlechtert, dass ich eben doch ziemlich genau weiß, wie es ist, monatelang ans Bett gefesselt zu sein. Den eigenen Haushalt nicht mehr erledigen zu können. Kein (und ich meine wirklich KEIN) Sozialleben mehr zu haben. Tagein, tagaus von Sorgen und Schmerzen geplagt zu werden. Jepp. Hab ich alles durch. Und genau in diesen schweren Zeiten musste ich für mich einen Weg finden, um auf mich acht zu geben, mich nicht zu übernehmen, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig vorsorglich abzusagen – aber ich musste auch einen Weg finden, bei all der Vorsicht nicht komplett den Spaß am Leben zu verlieren. Und die Hoffnung. Und mein soziales Umfeld. Denn das passiert irgendwann leider, wenn man einfach nur im Bett liegt, an die Decke starrt und sich wünscht, die Zeit möge bloß schneller vergehen, damit der Tag, an dem es einem endlich wieder besser geht, schneller näher rückt. 

Auch jetzt, mehr als ein Jahr später, plagen mich solche langen Erschöpfungsphasen immer wieder, und wie oft dachte ich schon in solchen Phasen: Ich packs nicht mehr. Wenn das der Rest meines Lebens ist, wenn der so aussieht, dann will ich das nicht. Ich bin 32. Ich bin noch so jung – ich will noch so viel machen und erleben. Und ich liege hier, kann kaum den Weg ins Badezimmer gehen, und frage mich, wann ich eigentlich das letzte mal gelacht habe und wann ich eigentlich das letzte mal in einem See baden war oder mit Freund:innen im Park. Und manchmal weiß ich das dann schon gar nicht mehr. Weil dazwischen so viel Zeit liegt, die grau und undefiniert und biegsam ist. Zeit, die sich anfühlt, als würde sie einfach so dahin rieseln. Während ich da liege. Und es nicht einmal in die Küche schaffe. Oder zum Einkaufen. Oder in die Arztpraxis, in der man mir doch wieder nicht helfen kann.

Leute, ganz ehrlich: Solche Phasen sind einfach nur so verdammt schwer.

Und ich schätze mich so unendlich glücklich, dass ich eine ganz, ganz tolle Mama habe, die sich immer und immer wieder mein Klagen reinzieht, auch dann, wenn schon kein Freund, keine Freundin mehr Kapazitäten dafür hat, dass es mir immer noch so schlecht?!? geht. Diese Frage, don’t get me started. “Wie, dir gehts immer noch nicht gut? Müsstest du nicht langsam mal wieder fit sein?”. Ja, weiß ich halt auch nicht. Müsste ich? Sollte ich? Ich würde gerne, das steht fest. Aber wenn ich versuche, wieder gesund zu werden, oder zumindest meinen Gesundheitszustand von “davor” wieder herzustellen, dann merke ich doch: Ich verzichte dann auf eigentlich alles, was das Leben lebenswert macht. Außer auf das Arbeiten, denn das muss ich ja irgendwie hinkriegen, da ich selbstständig bin. Also arbeite ich im Bett. Im Liegen. Nur das nötigste. Geld reicht natürlich vorne und hinten nicht, aber egal, egal. Ich muss mich ja schonen, damit ich irgendwann wieder gesund werde.

Du liest es vielleicht heraus: Es hat sich eine ganz schöne Wut über die letzten 13 Monate bei mir angestaut. Und Wut will gefühlt werden. Wut will raus – aber dann bringt Wut eben irgendwann auch nichts mehr.

Wie also stellen wir es nun an, nicht den kompletten Spaß am Leben zu verlieren, und uns gleichzeitig zu schonen?

Ich könnte jetzt hier von “den kleinen Dingen im Leben” anfangen zu erzählen. Von Meditation, und davon, wie gut es tut, eine Tasse Tee zu genießen. Aber ich weiß auch selber: Wenn es einem so geht, wenn man so verzweifelt ist… dann hilft einem das auch nicht immer weiter. Dann kann man meditieren und Tee trinken und sich über den Sonnenaufgang freuen (weil man mal wieder nicht schlafen konnte) und Dankbarkeit praktizieren. Aber was man braucht sind konkrete Tipps zur Planung und Umsetzung. Und die bekommst du jetzt 😉

Planung ist das A und O!

Ich habe angefangen, mir wirklich Pläne für die kommende Woche zu machen. Und ich gehe bei dem Schmieden der Pläne nicht davon aus, dass es mir einwandfrei gehen wird, sondern eher von wenig Energie. 

Ich schaue mir also an, was an “offiziellen” Terminen ansteht: Arbeitstermine, Meetings, Arztbesuche, Amtsbesuche. All diese unverschiebbaren Termine. Diese streue ich so über die Woche, dass ich täglich maximal 1-2 habe. Und dabei wirklich maximal einen, wo ich hinfahren muss. Online Meetings bekomme ich je nach Tagesform auch mal 2 hin.

Dann schau ich weiter: Welche sozialen Aktivitäten sind denn fest und unverrückbar dran diese Woche? Ein Konzerttermin, für den ich mir mal in einer Hochphase Karten gekauft habe? Eine Hochzeit? Ein wichtiger (!) Geburtstag? Diese Termine streue ich so, dass ich mindestens einen, besser zwei Tage Pause dazwischen habe. Wenn ich mir nicht 120% sicher bin, dass ich da wirklich hin WILL oder hin MUSS, dann sage ich direkt ab. Ich mache es nur, wenn es ein HELL YES ist. Oder wenn die Schwiegermutter mich sonst nie wieder sehen will. Alles andere wird abgesagt. Ticket verkauft. Notlüge erfunden, oder die Wahrheit erzählt, whatever.

Damit dürfte deine Woche schon so voll sein, dass eigentlich nichts mehr geht. Aber was ist denn mit dem Kaffee trinken mit deiner besten Freundin? Oder mit dem Ausflug mit deinem Liebsten? Oder mit dem Abendessen mit deinem Kumpel? Oder dem Tag am See? Ja, das sind diese Dinge, die eben meist komplett auf der Strecke bleiben. Aber die eben das Leben lebenswert machen. Ich mache es mittlerweile so: Ich plane solche Dinge… und ich sage sie “unter Vorbehalt” zu. Ich erkläre den Leuten auch gerne geduldig, warum. Und dass es eben das beste ist, was ich gerade anbieten kann. Unter Vorbehalt zusagen. Mehr geht eben nicht.

Und wenn ich dann einen Tag vorher oder am selben Tag merke: Oh nee, das wird definitiv gar nichts mit dem Kaffee heute – dann sage ich ab. Wenn ich aber einen guten Tag habe, und ja, diese gibt es auch zwischendurch mal ganz überraschend – dann nehme ich den Termin wahr! Und wie ich es dann genieße <3

Am nächsten Tag schaue ich von vorneherein, dass ich keinen Termin morgens habe, falls ich nicht einschlafen kann am Abend und dann früh völlig gerädert bin.

So fahre ich in schlechten Phasen sehr gut und schaffe es zumindest manchmal, ein bisschen Normalität zu erleben. 

Müssen da die Freund:innen mitmachen? Ja klar. Aber du hast welche verdient, die das “mitmachen”, weil es eben das beste ist, was du in solchen Phasen anbieten kannst. Das darfst du auch ganz klar so sagen. Mehr geht nicht. Und gleichzeitig ist es so wichtig, dass sie da sind, an Tagen an denen du die Kraft hast, sie zu sehen. Genau solche Freund:innen hast du verdient!

Also, noch einmal zusammengefasst:

– Wichtige offizielle Termine so planen, dass du maximal zwei am Tag hast, und dann du zu maximal einem hinfahren musst

– Feste Freizeittermine rechtzetig absagen, wenn du merkst, dass dir sonst die Arbeit für die wichtigen offiziellen Termine fehlt

– Lockere Freizeitaktivitäten immer nur unter Vorbehalt zusagen und planen

– Mit deinem Umfeld kommunizieren, dass das das Beste ist, was du momentan anbieten kannst

Ich hoffe, der Artikel hat dir ein bisschen geholfen – und sorry für den rant 😉 Ich danke dir für deinen Support. Gerade bin ich in einer okayen Phase, mal so mal so, und ich hoffe, dass mir nun endlich bald auch ärztlich geholfen werden kann, da ich nach über einen Jahr endlich einen Termin in einer Post Vakzine Syndrom Ambulanz habe. Drück mir die Daumen!

Wie machst du es, in solchen Phasen irgendwie noch ein bisschen Spaß im Leben zu haben? Erzähl mal!

2 comments

  1. Hi Samira- ich drück’ dir die Daumen- du machst das fabelhaft. Ich erinnere dich gern an deine Tipps die mir schon so oft geholfen haben: Sei nicht zu perfektionistisch- es kommen auch wieder bessere Zeiten! Und gerne ergänze ich da noch ein paar Weisheiten: Das sind keine Banalitäten, wenn wir es schaffen in schweren Zeiten uns an den kleinen Dingen zu erfreuen. Gönne dir ein kräftiges Durchatmen- unser Ersatz für’s Nicht-Rauchen und immer lächeln und winken, denn schlecht gelaunt läßt es sich schlechter aushalten. Und chronisch fabelhaft drückt uns die Fatigue nicht so unglaublich runter. Dankeschön für deine informativen Beiträge, beste Grüße und Glückauf

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