Energie sparen mit MS – mit diesen Tipps hast du mehr “Löffel” übrig

Energie sparen mit MS – damit meine ich natürlich nicht den Stromverbrauch bei dir zu Hause, sondern die Art und Weise, wie du mit deiner eigenen Energie den ganzen Tag lang besser haushalten kannst.

Warum aber ist es wichtig, dass wir Menschen mit MS Energie sparen? Dafür möchte ich dir kurz die “Löffeltheorie” vorstellen. Vielleicht hast du die Ausdrücke “Löffel sparen” oder “Spoonie” irgendwo schon mal gehört oder gelesen.

Diese beziehen sich auf ebenjene Theorie, die die Bloggerin Christine Miserandino bei einem Cafébesuch mit ihrer Freundin ins Leben rief. Christine ist an Lupus erkrankt, und ihre Freundin verstand damals nicht, warum Christine sich genau überlegen muss, ob sie es schafft, einen Kaffee mit der Freundin trinken zu gehen. Die meisten Menschen schöpfen aus solchen Aktivitäten Energie, deswegen war es für die Freundin, die nicht krank war, schwer nachzuvollziehen. Christine nahm sich 12 Löffel von der Theke und erklärte ihrer gesunden Freundin, dass der Unterschied zum einen darin läge, dass Menschen ohne Erkrankung immer genug Löffel haben, um alles zu erledigen, was sie sich vornehmen – und dass sie außerdem die Löffel mit kurzen Pausen, Schlaf und Erholung wieder auffüllen können. Die Löffel stehen dabei also sinngemäß für die Energie, die wir haben.

Ein kranker Mensch aber wacht nur mit einer begrenzten Anzahl an Löffeln auf, und auch nicht immer mit der gleichen Anzahl. Das ist von Tag zu Tag verschieden. Alles, was ein kranker Mensch tut, kostet Löffel: Haare waschen, Abwaschen, Arbeiten, der Weg zur Arbeit und zurück, Einkaufen, Aufräumen, Unterhaltungen etc. Deswegen müssen wir uns genau überlegen, wofür wir unsere kostbaren Löffel einsetzen. Manchmal können wir uns zwei oder drei Löffel vom nächsten Tag borgen – aber die fehlen dann wiederum am nächsten Tag, das ist ja klar.

Diese Erklärung leuchtete der Freundin ein, auch wenn es diese sehr erschreckte. So hatte sie das noch nie gesehen.

Wenn du, liebe Leserin, lieber Leser, auch chronisch krank bist, dann weißt du genau wie sich das anfühlt, auch wenn du vielleicht das erste mal von der Löffeltheorie gehört hast. Vielleicht macht jetzt auch die Eingangsfrage noch mehr Sinn:

Wie kann ich Energie sparen mit MS – oder eben auch Löffel sparen?

Energie sparen bei MS
Pic by Eneida Nieves

Ich habe vor einigen Tagen auf meinem Instagram Account dazu aufgerufen, eure Erfahrungen und Tipps zu teilen. Dieser Blogartikel ist eine Mischung aus meinen eigenen Tipps und Tipps aus der Community, und ich hoffe sie helfen dir beim Energie sparen mit MS. Damit deine Löffel besser für das reichen, was dir gut tut!

Energie sparen mit MS – im Haushalt

Lege dir einen Saugroboter an, am besten einen mit Wischfunktion

Ich habe mir vor wenigen Wochen diesen Traum erfüllt und habe einen gebrauchten Roboter für 50€ gekauft. Eine der besten Entscheidungen überhaupt!! Der gute heißt “Bärchen” und spart meine Löffel, indem er mir die Grundreinigung abnimmt. 

Rasenmähroboter

Anscheinend gibt es auch hierfür einen Roboter, so die Empfehlung aus der Community!

Aufgaben in der Familie aufteilen

Eigentlich sollte es total klar sein, dass du nicht alleine den Haushalt schmeißen musst (es sei denn, du wohnst alleine). Dein Partner, deine Kinder – die dürfen und sollen mit anpacken! Vor allem dass die Männer weniger im Haushalt machen als die Frauen ist einfach nur antiquiert. Also setzt euch zusammen und schaut, wie ihr dich entlastet bekommt. Du musst nicht immer alles alleine schaffen und für alle die Welt zusammen halten!

Hemdenbügler Kompakt

Falls dir das Bügeln viele Löffel klaut, schau dich mal nach einem solchen Gerät um.

Geschirrspüler benutzen statt per Hand spülen

Falls du keinen Geschirrspüler hast, dann überlege dir, ob das eine gute Anschaffung sein könnte. Vor allem in WGs und für Familien lohnt sich die Anschaffung.

Energie sparen mit MS – beim Kochen, Einkaufen und Essen

Lebensmittel liefern lassen

Vor allem in Großstädten gibt es mittlerweile unzählige Lieferservices, die teilweise innerhalb weniger Minuten den ganzen Wocheneinkauf nach Hause liefern. Aber auch auf dem Land bieten größere Supermarktketten diesen Service an. Ich greife darauf in schlechten Zeiten sehr gerne zurück, auch wenn es mehr kostet als beim Discounter – das sind mir die Löffel wert.

Getränke liefern lassen

Selbes Prinzip – du musst keine Kisten schleppen sondern kannst dir alles bequem nach Hause liefern lassen. Entweder als Service vom Supermarkt, oder direkt vom Getränkehändler.

Essen bestellen

Eine weitere Möglichkeit ist es, dir direkt fertig gekochtes Essen liefern zu lassen. Eine Leserin bestellt das Mittagessen immer für die ganze Familie und spart so nicht nur Löffel fürs Kochen, sondern auch fürs Abwaschen und putzen.

Thermomix

Ein weiteres Haushaltsgerät, das für eine meiner Leserinnen ein toller Helfer zum Energie sparen bei MS ist.

Vorkochen und Einfrieren

Wenn du schon kochst, dann koch doch gleich größere Mengen, Stichwort Meal Prep. Davon kannst du dann im “Notfall” wenn einfach keine Löffel mehr da sind etwas auftauen.

Vorräte aufstocken

Für Feiertage oder die, die keinen Express Lieferservice in der Umgebung haben, macht es viel Sinn wirklich gute Vorräte im Haus zu haben, damit man im Zweifel nicht mehr einkaufen gehen muss. Ich habe zum Beispiel immer TK Spinat im Gefrierfach, außerdem habe ich Dinge wie Reis, Polenta, Kichererbsen im Glas und Kokosmilch sowie Currypaste vorrätig. Damit kann ich mir meistens noch ein schnelles Curry zusammen rühren, was nicht mal ungesund ist und trotzdem fix geht. Überlege doch mal, was du immer gerne isst. Ich habe zB auch immer guten Tunfisch in Olivenöl da, das geht notfalls auch mal direkt aus dem Glas 😀

Beim Arbeiten Löffel sparen

Im Liegen arbeiten

Wirklich mein Favorit, mache ich sehr oft. Als Selbstständige kann ich von überall aus arbeiten, und machmal zieht das gerade sitzen am Schreibtisch einfach zu viel Energie. Dann gehts direkt ab in die Waagerechte. Ja, mir hilft das tatsächlich gut.

Home Office

Wenn du angestellt bist, kannst du dich natürlich nicht im Büro ins Bett legen (schön wärs). Aber versuch doch mal, einen Home Office Deal mit deinem/deiner Vorgesetzten auszuhandeln! Jetzt nach Corona kann uns keiner mehr erzählen, dass man Büroarbeit nicht auch ebensogut von zu Hause aus erledigen kann. Das gibt dir die Freiheit, Pausen zu machen, wenn du sie brauchst.

Den Tag planen und strukturieren, Prioritäten setzen

Bei mir geht viel Energie flöten, wenn ich nicht genau weiß was ich an dem Tag zu erledigen habe, und vor allem in welcher Reihenfolge. Mach dir also zum einen eine to-do Liste, setze dir aber auch feste Zeiten, also einen guten alten Stundenplan, was du was erledigst. Sonst kommt man in die Versuchung, zehn Dinge gleichzeitig zu erledigen, und das überfordert und schnell kognitiv.

Pic by Peter Fazekas

Bei Krankheistmanagement und Transport Energie sparen

Medikamente liefern lassen

Mittlerweile gibt es online Lieferservices, die OTC (also frei verkäufliche Medikamente) liefern lassen. Es gibt auch online Services, bei denen man sein Rezept einsenden kann und dann werden die Medis direkt zu dir nach Hause geliefert.

Auto fahren

Ja, Leute, ihr lest richtig: Auto fahren! Für viele chronisch kranke ist das Auto ein so, so großes Hilfsmittel. Auch wenn wir gerne jeden Tag aufs Fahrrad springen würden, ist es vielen von uns nun mal nicht möglich. Ich selbst fahre lieber Moped statt Auto, aber tue das auch oft und gerne, weil ich einfach weiß dass allein der Weg mit dem Fahrrad zu welchem Termin auch immer mir schon so viel abverlangt in schlechten Zeiten.

Eingeschränkt zu empfehlen: Öffentliche Verkehrsmittel statt Fahrrad

Öffis sind nicht immer weniger anstrengend als das Fahrrad, denn umsteigen, volle Bahnen, viele Menschen, Krach… all das zieht Energie und raubt uns Löffel. Für eine einfache Strecke ohne umsteigen aber können die Öffis eine gute Alternative sein.

Arzttermine über Doctolib vereinbaren oder die Krankenkasse um Hilfe bitten

Schon mal versucht, bei einem Spezialisten einen Termin zu bekommen, und dir die Finger wund telefoniert? Lass mich raten… ja?! Ich auch. Hier empfiehlt sich das Tool doctolib, wo du nach Fachgebiet suchen kannst und wo auch schon viele Ärztinnen zu finden sind, vielleicht auch deine? Außerdem bieten die meisten Krankenkassen einen Terminfindeservice an. Dort kannst du einfach den Auftrag einreichen, zu welchem Arzt du musst und in welchem Umkreis er sich befinden darf, und dann macht die Kasse sich für dich auf die Suche und schlägt dir dann einen Termin vor.

Fahrstuhl und Rolltreppe nehmen statt Treppen

An Tagen, an denen die Energie knapp ist, nehme ich gnadenlos und immer Rolltreppen oder Aufzüge und meide Treppen, so gut es geht. Mir egal wenn die anderen gucken oder wenn sich das “schlechte Gewissen” meldet, weil ich mich dann “faul” fühle.

Das waren nur einige Tipps zum Energie sparen mit MS. Viele Sachen davon sind vielleicht ziemlich offensichtlich, aber du erlaubst sie dir vielleicht nicht…? Auch ich habe einige Zeit gebraucht, um mir zu erlauben, diese Dinge anzunehmen. DU DARFST DAS! Du bist chronisch krank und wenn du nicht gut auf dich aufpasst, dann tut es niemand. Also: Sei lieb zu dir. Und gib gut auf deine kostbaren Löffelchen acht! Natürlich sind manche Vorschläge auch mit Kosten verbunden, die nicht unbedingt jede:r stemmen kann. Klar würde ich gerne öfters Essen bestellen, aber ich setze meine finanziellen Prioritäten anders. Schau also, was für dich machbar und wichtig ist, und dann setz das auch um.

Hast du noch weitere Tipps? Dann schreib dies gerne in die Kommentarspalte!

5 comments

  1. Danke für die Anregungen! Mir fällt noch ein: Entscheidungen “sparen”.
    Mir hilft das vor allem morgens (bin kein Morgenmensch und mit zusätzliche niedrigem Blutdruck komme ich auch schwer in die Gänge). In meinem Schrank hängen viele gleiche Oberteile, so muss ich z.B. nicht jeden Morgen überlegen, welches Oberteil zu welcher Hose passt, was ich davon anziehen möchte usw. Mag nicht jedermanns/fraus Sache sein (wer Spaß an Mode hat, sieht das sicher anders), aber mir hilft’s, dass ich mir diese Gedanken weitestgehend nicht machen muss. Auch beim Frühstück kann ich durch immer die gleiche Routine den Autopiloten einschalten, der Tisch wird (möglichst am Vorabend) immer gleich gedeckt, ich esse eh morgens immer das gleiche usw.).

  2. Danke für die super Tipps – von denen ich etliche schon gut in meinen Tagesablauf integriert habe.
    Gerne ergänze ich noch: einen freien Tag einplanen – vor allem, wenn ich schon vorher weiß, dass ein anstrengender Tag ansteht. Das kommt bei meinem Job als Seminarleiterin oft vor. Dann halte ich sowohl den Tag VOR dem langen Termin möglichst frei, um Löffel zu sparen, und auch den Tag DANACH zur Regeneration. Klappt bei mir super, ich schaffe dadurch inzwischen wieder 1-2 Tage/Woche Vollzeitarbeit ohne “Löffelverlust”. Ist vor allem eine Kopfsache: wenn ich weiß, dass ich danach erstmal Ruhe habe, ist der Energieverlust sehr gering.

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