Du möchtest mental besser mit der MS zurechtkommen? Fang mit diesem Schritt an!

Eine Sache predige ich hier immer wieder: Fang an, im Einklang mit der MS zu leben. Lebe nicht im ständigen Kampf gegen dich selbst. Finde Frieden.

Und aus den Nachrichten, die mich von euch erreichen kann ich klar herauslesen: Die meisten von euch möchten das auch. Und immer wieder kommt da bei die eine Frage auf:

“Samira, wie kann mir das gelingen? Ich möchte so gerne die MS annehmen, ich möchte in Frieden leben… aber irgendwie kriege ich es einfach nicht in. Es ist, als wäre da etwas in mir dass sich dagegen wehrt. Ich weiß, dass es mir besser tun würde, die MS anzunehmen, aber immer und immer wieder rutsche ich ab in dunkle, destruktive Grübelspiralen.”

Kommt dir das bekannt vor?

Vielleicht stehst auch du gerade an diesem Punkt in deinem Leben. Vielleicht sehnst auch du dich nach dem Frieden, der einfach nicht eintreten will.

Ich kenne dieses Gefühl. Ich habe seit 2013 MS, also schon eine ganze Weile, und die ersten Jahre nach meiner Diagnose lebte ich im Kampf. Kampf gegen mich selbst. Kampf gegen meinen Körper. Kampf, Kampf, Kampf. Und dabei wollte ich doch nur Frieden finden! Immer wieder lese ich hier und da auf Social Media die Bezeichnung „MS Fighter“, und ganz ehrlich: Ich möchte die Person, die das schreibt, in diesem Moment am liebsten ganz, ganz fest in den Arm nehmen und ihr sagen, dass sie nicht kämpfen muss. Dass es einen Weg gibt, um in Einklang mit dem Körper zu leben, auch wenn dieser durch eine Krankheit gezeichnet ist.

Ich selbst lebte etwa zwei oder drei Jahre lang in dieser ständigen Abwehrhaltung. Ich hatte das Gefühl, etwas fehlte, etwas würde im meinem Leben vermisst, aber ich könnte es nicht so ganz einordnen. Sobald ich mal kurz innehielt, war da eine große, schwarze Leere, die mich anzuschreien schien. Das machte mir Angst, klar, und deswegen versuchte ich alles, um nicht hinschauen zu müssen was es mit dieser Leere auf sich hatte.

Ich arbeitete wie eine Besessene, 40-Stunden Woche plus 1-2 Schichten im Café an den Wochenenden. Ich ging viel auf Parties. Ich hatte null Komma null Kontakt zu mir selbst, aus Angst davor, was das mit mir machen würde. Doch nachdem ich ein paar Jahre so verbracht hatte, ganz ohne wirklichen Draht oder Zugang zu mir selbst, beschloss ich etwas zu ändern. Das war so ungefähr die Zeit, als ich diesen Blog launchte, und begann mich wirklich mit mir und der Erkrankung auseinanderzusetzen. Denn ich hatte gemerkt: In ständiger Ablehnung zu leben, und immer nur fest den Deckel drauf halten – nein, das kann es nicht sein. Damit tue ich mir selbst absolut keinen Gefallen. Es muss einen anderen Weg geben.

Wie aber kannst auch du diesen Weg gehen? Wie kannst du zu dir selbst finden?

Es ist so einfach, und so, so schwer. Denn es erfordert Mut. Und Geduld. Und damit sind die meisten von uns Menschen mit MS nicht unbedingt reichlich gesegnet. Ertappt? 😉 Ist bei mir nicht anders. Ich habe lange gebraucht, um meine Ungeduld abzulegen und Vertrauen darin zu entwickeln, dass alles zu seiner Zeit passieren muss und wird.

Und nun verrate ich dir, welcher der erste Schritt sein wird, um besser mit der MS leben zu lernen: Er führt über deine Intuition. Über dich selbst. Über das, was du wirklich willst. 

Lass mich erklären. Und zwar möchten die meisten von uns gerne irgendwie ausgeglichener sein. Zufriedener. Glücklich. Happy. Aber… die wenigsten von uns wissen, wie sich dieses Gefühl bei uns überhaupt anfühlt. Die wenigsten wissen, wie Dankbarkeit schmeckt. Oder Zufriedenheit. Wir kennen diese Begriffe vielleicht aus den Medien, aus der Werbung oder so. Da sehen wir Menschen, die „zufrieden“ aussehen. Weil sie ein neues Sofa gekauft haben. Oder einen Joghurt essen. Wir sehen Menschen, die sind glücklich – weil sie ihre Wohnung mit Sagrotan putzen. Und weil die Pizza eine ganz tolle Kruste hat. So so. 

Und wir kaufen uns die Pizza und das Sofa und das Sagrotan und den Joghurt.

Und irgendwie sind wir trotzdem noch nicht zufrieden und glücklich.

Pic by Engin Akyurt

Und wir so: HÄ? Haben wir denn nicht alles ganz genau so gemacht, wie wir das sollten? Haben wir nicht die allgemeine Gebrauchsanleitung aus den Medien angewendet? Und jetzt???

Ja, und jetzt. Jetzt kommt der harte Teil. Es geht nämlich, Wunder oh Wunder, nicht darum einem Bild von einem Traum hinterherzutragen, der dir von außen eingetrichtert wird. Es geht darum, herauszufinden, was DU willst. Was DICH zufrieden macht. Wie DEIN Glück aussieht. Und es mag nicht sonderlich überraschen, dass das für jeden Menschen ganz ganz unterschiedlich ist. Aber anstatt unsere Zeit mit der Suche nach uns selbst, unserer eigenen Stimme und unserer Intuition zu verbringen, machen wir den Fernseher an oder scrollen auf Instagram. Wo dann wieder nur diese Bilder auf uns warten, die uns eigentlich immer weiter weg von uns und nicht näher an uns heranführen. Und dann haben wir den Salat, und das schlimmste: Wir merken es noch nicht mal. Wir wundern uns nur, warum wir uns nicht besser fühlen, und warum die Leere nicht weniger wird. 

Gehe den ersten Schritt, und gehe ihn jetzt: Begib dich auf die Suche nach deiner inneren Stimme. Erwecke deine Intuition, und nein, das ist hier eine Werbung für einen Rasierer. Das ist eine Aufforderung an die ureigene Stimme, den fest eingebauten Kompass, den wir alle in uns tragen. Immer. Zu jeder Zeit. Wir haben nur vergessen dass wir diesen Kompass haben, und wie wir das Ding benutzen wissen wir schon mal gar nicht.

Wie kannst du deine innere Stimme finden fragst du dich nun?

Stille, my friend. Die Antwort lautet: Stille. Geh in die Stille, Setz dich mit dir allein hin. Mach die Glotze aus (verdammt noch mal). Mach das Handy aus. Mach die Tür zu. Atme. Höre auf deinen Atem, auf den Fluss wie er kommt uns geht. Oder mach einen Spaziergang und richte deine Aufmerksamkeit einfach mal auf deinen Körper, auf deine Empfindungen. Wie geht es dir heute? Wie fühlt sich das an? Wo sitzt dieses Gefühl? Einfach nur das, immer wieder, 5, 10 oder 15 Minuten am Tag. Mehr braucht es erstmal nicht. Und auch eine Minute ist besser als keine Minute, wirklich. Und dann? Dann gehe weiter und stelle in die Stelle hinein Fragen.

  • Was will ich vom Leben?
  • Was würde ich gerne tun, wenn ich alles tun könnte?
  • Wer möchte ich sein?
  • Wofür stehe ich?
  • Wie möchte ich mit anderen Menschen umgehen?
  • Was kann ich geben, was brauche ich?

Das sind nur einige Fragen, die du dir stellen kannst. Und dann? Dann schreib auf, was da hochkommt, oder beobachte es nur. Spüre hin. Laufe nicht weg vor der Antwort, und denk daran dass niemand andres außer dir die Antwort erfahren muss. Es geht nur dich etwas an. Es ist deine eigene heilige Arbeit an dir selbst und für dich selbst.

Wunderbar dabei unterstützen kann sich übrigens auch mein Online Programm, Mindful mit MS. Mehr dazu erfährst du hier.

Nur wenn du weißt, was du brauchst, wirst du mit der MS leben lernen. Nur wenn du dich selbst gut kennst, wirst du bedingungslos auf dich selbst Acht geben können. Nur wenn du deine innere Stimme, deinen Kompass kennst, wird es dir gelingen wieder irgendwann Vertrauen ins Leben und in deinen Körper zu fassen. Nur wenn du selbst deine beste Freundin, dein bester Freund bist, wird Frieden eintreten können.

Der Weg hin zu einem guten Leben mit der MS auf seelischer Eben führt immer durch dein Herz hindurch. Und er führt immer zu dir selbst.

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Mindful mit MS

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